Wo wurdest du als Kind geformt
05.06.2019
Ich sitze in meinem Garten unter einem Haselnussbusch und schaue den Spatzen zu. Ein freundlicher und friedlicher Tag. Gleich nebenan ist eine KiTa, wo die Kinder lautstark spielen. Pure Lebensfreude.
Dazwischen immer wieder die Stimmen der Erzieher, hauptsächlich im knappen Imperativ: "Komm da weg." "Schrei nicht so rum" "Heb das auf!" "Hör auf, an der Jacke zu zerren!"
Nicht unbedingt unfreundlich. Aber eben kurz, knapp und befehlend. In letzter Zeit werde ich immer sensibler für diesen Ton.
Ich kann es verstehen. Eine Horde junger Menschlein beisammen zu halten kann herausfordernd sein. Disziplin ist wichtig, damit der Überblick nicht verloren geht. Sie verschafft Sicherheit, Zuverlässigkeit.
Aber sie formt uns auch. Verformt uns teilweise. Von klein auf lernen wir, was sich gehört und was nicht. Wie laut wir sprechen dürfen, was wir sagen dürfen und was nicht, wie wir uns verhalten sollen. So werden wir leichter handhabbar. Aber auch homogener. Weniger wir selbst.
Wir lernen uns anzupassen. Zu funktionieren. In der Schule geht das so weiter, und oft auch nach der Schule noch, in der Ausbildung. Überall müssen wir eine bestimmte Norm erfüllen, uns kompatibel verhalten, damit wir gut ins Bild passen. Wir haben uns alle angepasst, einige mehr, einige weniger. Einige rebellieren, aber auch Rebellion ist letztlich nur ein antrainiertes Muster, wenn sie sich gegen alles und jeden richtet und nicht hin und wieder hinterfragt wird.
Ich bin nicht gegen Erziehung. Kinder brauchen Führung, um sich in der Welt zurecht zu finden. Aber es darf nicht der Sinn von Erziehung sein, die Individualität abzutrainieren. Ich war z. B. ein Kind, das sich selbst genug war. Ich konnte mich stundenlang mit mir selbst beschäftigen. Eigentlich eine gute Eigenschaft, pflegeleicht. Doch die Erzieher "verloren" mich hin und wieder, weil ich nicht mit der Masse mitging. Und so kam es, dass mir immer wieder eingeredet wurde, mit mir sei etwas nicht in Ordnung. Ich sei nicht "normal".
Heute weiß ich, ich bin genauso (wenig) normal wie jeder andere auch. Sind wir nicht eigentlich - im Herzen - alle ein wenig speziell? Und ist nicht genau das so reizvoll an anderen Menschen? Dass jeder die Welt - eigentlich - ein bißchen anders sieht?
Zum Glück können antrainierte Muster auch wieder abtrainiert werden. Dazu bedarf es aber viel Achtsamkeit, um die Muster, die oft wie hypnotisch in unser Unterbewusstsein eingebrannt sind, zu bemerken. Und eine Menge Übung, denn oft gedachte Gedanken und oft getane Tätigkeiten sind Routine für uns geworden, die wir meist gar nicht mehr bemerken, sondern ganz unbewusst und automatisch denken bzw. abspulen.
Anfangs ist es gar nicht leicht, Muster überhaupt als solche zu erkennen. Doch im Laufe der Zeit wird es einfacher. Wenn wir immer bewusster werden, in dem, was wir tun, werden wir immer neue Stellen aufdecken, an denen wir uns aus alter Gewohnheit selbst sabotieren. Uns das Leben schwer machen. Gewohnheiten und Mustern folgen, einfach weil wir sie nie hinterfragt haben.
Es lohnt sich, diesen Weg zu gehen. Unser Leben wird freier, fröhlicher, leichter. Wir werden wieder mehr wir selbst.
Alles beginnt mit Achtsamkeit. Ich weiß nicht, wo du stehst - aber wenn du beginnen möchtest, alte Gewohnheiten, die dich nicht wirklich unterstützen, abzulegen, ist der erste Schritt, dich zu beobachten: Wo funktionierst du, wie du es im Kindergarten, im Elternhaus oder in der Schule gelernt hast? Wo unterdrückst du deine Lautstärke, wo bist du freundlich, obwohl du dich nicht so fühlst, wo tust du Dinge, die du eigentlich nicht willst und die dir bei genauerem Blick auch gar nicht gut tun? Wo traust du dich nicht, aus einem Impuls heraus zu handeln, deine eigenen Grenzen zu setzen, oder einfach nur zu singen, weil dir danach ist?
Lass es einfach zu. Schau es dir nur an. Achtsamkeit und Akzeptanz sind die wichtigsten Zutaten für eine positive Veränderung.
Dieser Beitrag erschien unter dem Titel "Hinterfrage deine alten Muster" im September 2018 im WEB-Grips Blog.
Kategorien: Entspanntes Business | Schlagworte: Akzeptanz
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