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Die größte Challenge beim Nähen (und was das mit deinem Business zu tun hat)

19.08.2019

Gerade habe ich für meine Katze ein Körbchen genäht, damit sie bei mir auf dem Schreibtisch schlafen kann, während ich arbeite. Es ist doch ganz gut geworden, oder? Ein Stiftekörbchen hab ich mir dann gleich noch dazu gemacht.

Dabei habe ich festgestellt, wie viele Parallelen es zwischen dem Nähen und einem Business gibt. Beides müssen wir erstmal lernen. Wir hangeln uns Schritt für Schritt voran, testen es am Anfang aus, und gehen dann Schritt für Schritt größere und herausfordernde Projekte an. Manchmal scheint es ewig nicht voranzugehen und wir haben keinen Plan, ob wir auf dem richtigen Weg sind, und dann kommt plötzlich der Durchbruch.

Aber weißt du, was das Herausforderndste am Nähen ist?

Lange Zeit dachte ich, es sei das Ausmessen des Stoffs. Sorgfältig zu arbeiten. Oder den richtigen Stoff auszuwählen. Den nächsten Schritt zu tun, also sich selbst ein anspruchsvolleres Projekt zuzutrauen.

Doch es ist nichts von alledem.

Bzw. das sind die Dinge, die zeitweise auftreten, und dann wieder verschwinden. Die mich eine zeitlang auf Trab halten und dann plötzlich sind sie gelöst.

Das Herausforderndste für mich ist und bleibt es, dranzubleiben. Angefangene Projekte zu Ende zu führen. Mich nicht von den 1000 Möglichkeiten verlocken zu lassen, wenn es schwierig wird. Sondern dranzubleiben, die Naht nochmals aufzutrennen, den Stoff nochmals neu auszumessen, zum hundersten Mal den Faden neu einzufädeln, weil er wieder und wieder reißt.

Diese Geduld aufzubringen, und das Vertrauen in mich zu haben, so schwierig sich das Projekt auch gestaltet, dranzubleiben und es zu Ende zu bringen.

Denn am Anfang erscheint immer alles ganz einfach. Stoff wählen, zuschneiden, zusammennähen, fertig. Der Teufel steckt im Detail, wie man so schön sagt. Das Schnittmuster wurde schief angezeichnet, der Stoff falsch herum zusammengenäht, ein Schritt vergessen oder übersprungen. Oft kommt dann eins zum anderen. Ich fange an, mich zu ärgern, und dann bleibt die Nadel in der Nähmaschine stecken, der Faden reißt, der Unterfaden ist alle, die Naht wird schief oder die untere Stofflage rutscht weg ... Meist ist es nicht eine Herausforderung, sondern sie häufen sich.

Warum das so ist, habe ich beim Katzenkörbchen gemerkt. Dazu gleich mehr. Lass mich das aber einmal auf dein Business übertragen.

Vielleicht kennst du das. Du planst ein Projekt. Vorzugsweise ein eigenes, ein internes, wie wir hier bei uns sagen. Denn Kundenprojekte bringen wir ja in den meisten Fällen verbissen zu Ende. Wobei das am Anfang bei mir auch nicht unbedingt selbstverständlich war. Gerade am Anfang meiner Selbstständigkeit hatte ich oft Projekte, die mich an meine Grenzen brachten. Wo ich das Handtuch werfen wollte. Oft habe ich dann aber meinen Kunden zuliebe durchgehalten. Es hat sich immer gelohnt (auch wenn das Honorar am Ende gegen die Zeit gerechnet nicht mehr der Rede wert war).

Jedenfalls kennst du sie vielleicht, diese internen Projekte, wo dann alles schief zu gehen scheint. Nichts klappt so, wie wir es uns vorgestellt haben. Eine Challenge nach der anderen, wir müssen immer wieder von vorne anfangen und fragen uns irgendwann (früher oder später) - lohnt es sich nicht eher, in ein anderes Projekt zu investieren? Bringt es mir wirklich was, hieran festzuhalten? Ist es nicht eher so, dass es wohl nicht sein soll, wenn so viele Steine in meinem Weg liegen? Dass es am Ende gar nicht mein Weg ist?

Ich komme auf diese Frage gleich zurück. Überlege mal, ob dir aus deinem Business ein solches Projekt einfällt, und versuche, meiner Analogie zum Nähen zu folgen, also es auf dein konkretes Projekt zu übertragen.

Das Katzenkörbchen wollte ich dreilagig nähen. In der Mitte eine weiche Vlieslage, damit es schön weich wird. Ich hatte ein echtes Körbchen als Muster - für die Größe - aber kein Schnittmuster, und habe dann einfach überlegt, wie ich es zusammennähen kann und mir die Teile zugeschnitten.

Danach hab ich mir die Karten gelegt, weil es so, wie ich es geplant habe, nicht so funktioniert, dass man die Nähte nicht sieht. Die Videos, die ich mir hinterher angesehen habe, empfahlen alle einen anderen Weg, für den ich mehr Stoff gebraucht hätte, den ich aber nicht hatte. Schlimmer noch: Ich hatte all meinen Stoff aufgebraucht, nur noch minimale Reste. Neu anfangen ging auch nicht. Anderer Stoff kam für mich nicht in Frage.

Normalerweise hätte ich hingeschmissen.

Ich merkte, wie meine Laune immer schlechter wurde. Doch diesmal nahm ich es bewusst wahr und lenkte dagegen. Ich traf für mich die Entscheidung: Ich will, dass es geht, also wird es gehen. Ich werde eine Lösung finden. Ich spüre, dass es eine Lösung gibt. Ich lasse mir nicht die Laune verderben.

Was passiert, wenn unsere Laune sinkt? Unser Energielevel sinkt. Wir gehen in den Widerstand. Das hat zur Folge, dass immer noch mehr Dinge schief laufen. Dann bleiben Nadeln stecken, Fäden reißen, Unterfäden sind plötzlich zu Ende. Das ist wirklich so, beim Nähen und auch im "richtigen" Leben. Achte mal darauf.

Wir purzeln also so richtig schön die Spirale abwärts.

Diesmal hab ich es anders gemacht. Die Entscheidung getroffen, dass alles gut wird, und dann eine Pause gemacht. Ich bin auf Abstand gegangen. Habe mich mit anderen Dingen beschäftigt. Bis ich eine Eingebung hatte, eine Idee. Die hab ich umgesetzt und bin dann wieder auf Abstand gegangen. Ganz entspannt.

Auf diese Weise ist das Katzenkörbchen tatsächlich fertig geworden. Nicht so, wie ich es ursprünglich geplant hatte, aber das ist mir auch nicht so wichtig. Wichtig ist, ich bin fertig geworden und mit dem Ergebnis zufrieden.

Wenn wir das Ergebnis loslassen und entspannt darauf vertrauen, dass sich alles fügen wird, dann wird es genau so geschehen. Das lässt sich 1:1 auf's Business übertragen.

Wenn etwas schief geht, kann ich mich darüber aufregen, ich kann mich abwenden, ich kann aber auch entspannt bleiben, tun, was getan werden muss, und auf den nächsten Impuls warten.

Weiterzumachen ist nicht immer der leichteste Weg, aber er lohnt sich. Ich bin zufriedener. Mein Selbstvertrauen wächst. Und meine Investitionen (beim Nähen Zeit und Stoff, beim Business Zeit und Geld) waren nicht umsonst.

Klar, man kann sagen, auch wenn ich aufgebe, habe ich was gelernt. Ich stelle aber fest, dass ich die größten Lernerfahrungen aus den Projekten ziehe, die ich nicht aufgegeben habe. Die ich weiter gemacht habe. Wie das Katzenkörbchen. Danach habe ich zwei oder drei Projekte direkt hintendran einfach mal mit links fertig gemacht. Wir lernen nämlich am meisten, wenn wir das Hindernis überwinden, nicht nur wenn wir es erkennen und reflektieren, wo es herkam.

Denn was lerne ich, wenn ich aufgebe? Vielleicht, was ich falsch gemacht habe. Auf jeden Fall aber, was ich nicht kann, was nicht funktioniert, was ich in Zukunft lieber bleiben lasse. Wenn ich aber weiter mache, lerne ich, wie es gehen kann, ich lerne, Lösungen zu entwickeln, und vor allem lerne ich, mir selbst zu vertrauen.

Alles wird möglich, wenn wir es für möglich halten.

Dass wir an uns selbst glauben, wenn es gerade augenscheinlich nicht weitergeht, ist essentiell. Es lässt sich nichts erzwingen. Wenn ich verbissen werde, staut sich die Energie und der Widerstand. Dann wird es eher holprig weitergehen, wenn überhaupt. Deshalb ist es wichtig, dass ich ins Vertrauen komme und entspannt bleibe. Dann wird sich alles zeigen und fügen.

Muss ich deshalb jedes Projekt zu Ende führen? Nein.

Ich hatte auch ein Stiftekörbchen genäht und der erste Versuch ist ein Schiff geworden. Leider unfähig zu stehen, geschweige denn Stifte aufzunehmen. Ich habe diesen Versuch dann verworfen, denn er ließ sich nicht mehr reparieren oder verändern. Habe ein neues Stoffstück genommen und es direkt noch einmal versucht. Diesmal ist es gelungen.

Egal, ob ich mich für's Weitermachen entscheide oder dafür, aufzugeben - sobald es etwas Verbissenes bekommt, etwas Angestrengtes, etwas das "unbedingt soll", kann es nicht mehr gut werden. Dann heißt es Abstand nehmen, durchatmen, wieder in die Freude kommen. Und dann entscheiden, ob und wie es weitergehen soll.

Kategorien: Mentale Gesundheit | Schlagworte: aufgeben oder weitermachen, Gelassenheit, Herausforderungen, Ja-Sagen, Loslassen, Vertrauen

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