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Eine Woche vegan - ein Zwischenfazit

16.08.2019

Heute ist Tag 8 unserer Vegan-Challenge, die wir mit der ganzen Familie angetreten haben.

Ich möchte einen kurzen Einblick und Rückblick geben, wie das für uns war. Unsere Challenge geht noch bis zum 25. August, also noch fast 10 Tage, und mittlerweile bin ich guter Dinge, dass ich das durchhalten werde.

Vegan ist nicht teurer als herkömmliche Ernährung

Zunächst einmal konnte ich eines meiner größten Vorurteile, nämlich das vegane Ernährung teurer ist als die herkömmliche Ernährung, bisher entkräften.

Das Vorurteil stammt vor allem daher, dass Ersatz- und Fertigprodukte, die mit "vegan" gekennzeichnet sind, teurer sind. So kostet die Mandelmilch fast 3 Euro pro Liter, während ein Liter Kuhmilch für unter 1 Euro zu haben ist. Veganes Hack, veganes Hähnchen-Geschnetzeltes, veganer Käse - all das kann man inzwischen kaufen, es ist aber deutlich teurer als das Original.

Was man dabei vergisst: Sich vegan zu ernähren, heißt nicht, die Produkte, die man vorher gegessen hat, einfach durch künstliche vegane Alternativen zu ersetzen. Das geht auch gar nicht, denn wenn man vorher über 100 Wurstsorten hatte, die man sich auf das Brot legen kann, gibt es in veganer Form vielleicht noch zwei oder drei. Man ist da ziemlich schnell an den Grenzen angelangt. Und wird merken: Vegane Ernährung bedeutet vor allem ein Umdenken. Ein Anders-Essen.

Beim ersten Einkauf letzte Woche schien sich das Vorurteil übrigens noch zu bestätigen. Der Räuchertofu (für's Brot als Belag, aber auch wunderbar für verschiedenste Gerichte geeignet) kostet fast 3 Euro, die Avocado (der vegane Sattmacher an sich) schlug mit 2,50 Euro zu Buche - pro Stück!, und auch der Agavendicksaft (fester Bestandteil vieler Gerichte, eine Honig-Alternative) ist ganz schön hastig! Den Vogel abgeschossen hat das Acai-Pulver, ein Pulver aus Acai-Beeren, das wir als Zutat für ein Smoothie-Rezept brauchten. 80g kosten 10 Euro! Wir haben das Pulver zweimal aus dem Regal genommen und wieder rein gestellt, bis wir entschieden, ganz oder gar nicht. Wir nehmen das jetzt mit. Es hat am Ende den Brei nicht wirklich fett gemacht, ist aber super lecker und deckt vor allem wichtige Mineralien und Vitamine ab.

Einkäufe Woche 1

Beim zweiten Einkauf gestern merkten wir, wie wenig wir einkaufen mussten, weil einfach noch unheimlich viel von dem übrig war, was wir für Woche 1 gekauft haben. Wir haben fast überall Reste übrig behalten, die wir weiter verarbeiten konnten. Wir haben außerdem so langsam den Bogen raus, wie das mit den Rezepten geht, und dass es unheimlich viele Zutaten gibt, die eben nicht sauteuer sein müssen. Haferflocken und Bananen z. B. sind sehr gute Sattmacher, die viele Mineralien und Vitamine liefern und nicht viel kosten.

Zudem waren die Rezepte größtenteils reichlich bemessen. Am Sonntag haben wir richtig geile Pfannkuchen gebacken, aber wir brauchten nur den halben Teig. Den Rest haben wir dann einen oder zwei Tage später für uns als Frühstück gemacht.

Ich glaube, am meisten ist ins Gewicht gefallen, dass wir fast gar nicht genascht haben, ergo haben wir auch keine Süßigkeiten gekauft - und Süßigkeiten sind so ziemlich das teuerste an jedem Einkauf.

Satt oder nicht satt, das ist hier die Frage

Mein zweites Vorurteil war, dass ich möglicherweise nicht satt werde.

Nunja, das schien sich zeitweise zu bewahrheiten. Ich hatte in den letzten Tagen so manche fiese Stunde, in der ich ziemlichen Hunger hatte.

Das Problem ist, dass du, wenn du vegan lebst, nicht einfach den Kühlschrank aufmachen kannst, Snack raus, Kühlschrank wieder zu. Alles, was so im herkömmlichen Sinne als Snack dient (bzw. für mich diente) - ein Stück Käse, ein Würstchen, ein Joghurt - ist nicht erlaubt. Auch Süßigkeiten, die sich sonst mal so nebenbei wegnaschen, oder Kekse, gehen zum größten Teil nicht.

Schoko-Smoothie vegan

Natürlich kann man sich seine eigenen Snacks herstellen, es gibt da super Ideen und Rezepte, aber man muss es eben auch erstmal tun.

Ich glaube aber auch, dass mein Körper sich erst umstellen muss. Ich hatte ja die Befürchtung, dass ich in eine Art Mangelgefühl fallen könnte. Das ist zwar ausgeblieben, aber vor zwei Tagen hatte ich furchtbaren Heißhunger. Lustigerweise auf Rote Bete, also was Veganes. Leider hatten wir keine da. Ich habe dann einen Multivitaminsaft getrunken, was ich sonst fast nie mache, und das hat den Heißhunger gestillt.

Appetit auf was Tierisches hatte ich bisher überhaupt nicht.

Ach ja, die Milch im Kaffee. Vor zwei Tagen hatte ich das Gefühl, mir fehle meine Milch. Ich trinke den Kaffee derzeit mit spezieller Barrista Sojamilch von Alpro, da ich einen Kaffeeautomaten habe, der mir Cappuccino bereitet. Diese Sojamilch schäumt besser als richtige Milch, und inzwischen habe ich mich an den Geschmack so sehr gewöhnt, dass ich vielleicht auch nach der Challenge dabei bleiben werde.

Das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen

Ich hatte ja Angst, dass das Gefühl aufkommt, mir fehle es an irgendwas. Ich habe sehr schlechte Erfahrungen mit Nahrungsmittel-Verzicht gemacht und möchte diesen künstlichen Mangel nicht mehr in meinem Leben haben.

Um es vorweg zu nehmen, ich hatte das Gefühl rein körperlich nicht (bis auf eine kleine Ausnahme, siehe weiter unten). Aber es gab da eine lustige Begebenheit, die sehr vielsagend ist.

Wir essen unter der Woche abends meist Brot mit Belag.

In der Challenge machten wir das erst nach einigen Tagen.

Wir hatten vorher einen veganen Eiersalat gemacht, und begannen dann, alles auf's Tablett zu legen, was es so an möglichen Aufstrichen und Belagen gab. Tomaten, Gurken, Tofu, einen Hummus-Aufstrich, den wir gekauft hatten, Erdnussbutter, den Eiersalat ...

Einer von uns meinte dann, hm, ist irgendwie komisch ... vegan ... man kann da gar nichts essen. Daraufhin schauten wir alle auf das Tablett, das richtig voll war Gläsern und Dosen, alles Zeug was auf's Brot geht, und dann fingen alle an zu lachen. Dass wir nichts auf's Brot essen können, war ein absoluter Glaubenssatz, total hartnäckig, und widersprach der Realität. So ist das manchmal.

Erstaunlich viele Ersatzprodukte und Alternativen

Es gibt ja viele künstliche Ersatzprodukte, die jedem geläufig sind. Der Wursthersteller Rügenwalder ist da ein großer Vorläufer und stellt Produkte her, die sehr gut schmecken (wenn man vorher nicht-vegan war). Es gibt Tofu und Sojageschnetzeltes, Soja-Joghurt und Joghurt aus Lupine, verschiedenste Sorten Getreidemilch und -sahne.

Aber - was uns erst so nach und nach bewusst wird - es gibt auch jede Menge natürliche Ersatzprodukte.

Chiasamen z. B. sind ein tolles Mittel, um den Kuchen zu binden. Avocado ist eine super Butter-Alternative, und auch zum Herstellen von Pralinen geeignet (endlich mal Süßes, das auch noch gesund ist).

Mein Sohn hat einen sehr leckeren Schokoladenkuchen gebacken, von dem alle hinterher sagten, sie wollen nie wieder anderen essen.

Die Jackfrucht, die Alternative zu Fleisch, haben wir noch nicht einmal probiert. Eine Woche Vegan ist auch definitiv zu wenig. Da hat man ja gerade mal einen groben Überblick, eine Idee davon, was man so den Tag über essen kann. Ich glaube, Woche zwei wird deutlich entspannter, aber nicht weniger spannend.

Nudelsalat vegan im Glas

Was nervt

Eigentlich ist es nur eins, was nervt. Das Kochen. Man muss vorkochen, um sich was mitzunehmen.

Aber erstens ist Selberkochen eh gesünder. Und dass es aufwändig ist, hat nichts mit Vegan an sich zu tun, sondern eher mit gesunder Ernährung.

Zweitens hat es die Familie zusammengeschweißt. Wir müssen uns abstimmen, was gibt es, wer kocht. Wir müssen zusammenarbeiten. Wir reden also mehr miteinander und wir machen mehr zusammen - und wenn das nur heißt, einer kocht, und ein anderer übernimmt dafür die anderen regulären abendlichen Pflichten, z. B. den Garten zu wässern.

Drittens ist es auch ein Glaubenssatz, dass man unterwegs nichts Veganes bekommt. Wir waren gleich an Tag zwei auf einer Veranstaltung und hatten tatsächlich die Wahl zwischen verschiedenen Optionen, die allesamt vegan waren (und trotzdem lecker).

Naja, und dann finden wir jetzt so nach und nach raus, wie Kochen eben doch schneller geht. Es ist halt so, dass wir für Woche eins überhaupt keinen (eigenen) Plan hatten und daher Rezepte rausgesucht haben. Es waren zwar schnelle Rezepte, aber nach Rezept zu kochen dauert immer länger als wenn man es "frei Schnauze" macht.

Man kann eben auch Kartoffel-, Nudel- oder Linsensalat machen, ein paar Gemüse ran schnippeln, ein bissel Tofu oder Avocado dazu, und dann kann man sich austoben. Das geht nicht nur schneller als man denkt, das macht auch noch Spaß.

Wir ernähren uns also automatisch gesünder, und dass es länger dauert, ändert sich vielleicht noch im Laufe der Zeit, wenn mehr die Routine reinkommt.

Fazit

Was ich einfach genial finde an der veganen Ernährung: Man kann so viele Produkte nicht kaufen. Die meisten davon sind eh ungesund. Industrielle Produkte. Viele Müslis und Ceralien fallen weg. Viele Fertiggerichte und Fertigsaucen. Die meisten Süßigkeiten.

Man schaufelt also weniger Schrott in sich rein. Und hat gleichzeitig auch noch viel weniger Versuchung beim Einkauf. Wenn ein Produkt tierische Zutaten enthält, ist es sofort raus. Das erleichtert die Entscheidung - und das Einkaufen - enorm.

Bisher habe ich nicht das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen. Oder nicht satt zu werden. Hin und wieder kommt so ein Gefühl auf, aber wenn ich dem nachspüre, bleibt nicht viel davon.

Mein veganer Cappuccino schmeckt mir (obwohl ich schlechte Erinnerungen an Kaffee mit Sojamilch hatte, woher auch immer), ich habe sogar herausgefunden, dass meine Lieblingskekse vegan sind. Wir haben vegane Schoko-Pralinen hergestellt - ok, die schmecken etwas nach Banane, aber nächstes Mal lassen wir die Banane weg. Es gibt noch so viele Möglichkeiten, die wir ausprobieren wollen.

Ich habe das Gefühl, mein Körper dankt mir bereits. Ich habe so eine Ahnung, dass die intuitive Nahrungsmittelweisheit, nach der unser Körper ganz genau weiß, was ihm fehlt, und welches Nahrungsmittel jetzt gut für ihn ist, nur funktioniert, wenn wir uns vorher einmal "neutralisieren". Und ich glaube, dass diese Vegan-Challenge eine solche Neutralisation ist. Denn ich spüre erstmals keinen Heißhunger mehr auf Schokolade, sondern wenn dann auf Obst (wie seltsam). Gestern Abend habe ich zum ersten Mal gemerkt, das ist gar kein Heißhunger auf Süßes, sondern Langeweile. Oha.

Mehr kann ich sicher in 10 Tagen erzählen, wenn unsere Challenge zu Ende geht.

Kategorien: Mentale Gesundheit | Schlagworte: Challenge, Ernährung, Gesundheit, Glaubenssätze, Innere Weisheit

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