Bin ich zu blond für Technik? Oder ist Technik zu blond für mich?
25.03.2019
Ich und Technik. Technik und ich. Das ist eine lange Geschichte. Ich bin voller Hoffnung auf das Happy End. Als Programmiererin erwartet man das ja immer gar nicht von mir. Man denkt, och die, die hat da doch überhaupt keine Berührungsängste. Doch, hab ich. Und wie. Technik ist oft etwas, das in mir Gefühle von übermäßigem Respekt über Berührungsängste bis hin zu lautstarken Ärger-Ausbrüchen auslösen kann.
Nicht dass wir uns falsch verstehen. Ich liebe Technik. Ohne Technik wäre unser Leben nicht, wie es ist. Weniger bequem. Weit weniger bequem. Sehr weit. So weit wie bis zum Ende unserer Galaxy - mindestens. Ich liebe meine Spülmaschine, die Waschmaschine, und den Kaffee, den mir mein Kaffeeautomat jeden Morgen liebevoll zubereitet.
Und weil das so ein Paradoxon zu sein scheint, ich als Programmierin, die sozusagen die "Sprache" der Technik spricht, und meine Technik-Phobie, und dabei aber bei genauem Blick gar keines ist, habe ich mich spontan angesprochen gefühlt von der Blogparade der Technikelfe.
Lass uns zunächst einmal klären - was meine ich, wenn ich Technik schreibe? Im Grunde meine ich alles, was irgendwie automatisiert (eigentlich) unser Leben erleichtern und verschönern soll - angefangen bei normalen Haushaltsgeräten, wie Waschmaschine und Kühlschrank, über Unterhaltungselektronik, wie Fernseher und Smartphone, bis hin zu technischem Spielzeug und natürlich Autos und anderen Fortbewegungsmitteln. Auch Computer und Webserver, und sogar Websites, gehören für mich dazu. Damit ist die Liste noch lange nicht vollständig, aber belassen wir es mal dabei.
Ich habe lange überlegt, was mich eigentlich bewegt, Technik grundsätzlich erstmal misstrauisch zu begegnen? Schließlich ist Technik ursprünglich dafür gemacht, unser Leben zu erleichtern, und genau unter dieser Prämisse nutze ich sie auch, wenn ich Websites und Online-Shops entwickle.
Zum Einen ist es meine Ungeduld. Ich habe einfach keine Geduld, endlose Manuals und Anleitungen zu studieren. Das tue ich nur noch im akuten Notfall, oder für die Reinigung meiner Kaffeemaschine, denn die ist mir heilig. Vor Jahren war ich in unserer Familie immer die, die jedes Benutzerhandbuch von vorne bis hinten las, um nur ja kein Feature des neuen Gerätes zu verpassen. Nachdem ich aber festgestellt habe, dass da oft Dinge drin stehen wie - das Gerät nicht in Wasser tauchen, Netzstecker rausziehen, bevor ich es aufschraube, und wenn ich es aufschraube, verliere ich die Garantie, mache ich das heute nicht mehr. Das lohnt doch nicht! Zudem sind die Geräte über die Jahre immer komplexer geworden und die Handbücher immer dicker, wenn es sie überhaupt noch in gedruckter Form gibt. Das kann ich mir gar nicht alles merken.
Was nicht intuitiv geht, nutze ich eben nicht. Wie den Smarthub Knopf auf der Fernbedienung unseres Fernsehers. Ich weiß bis heute nicht, wofür der ist. Das Problem ist ja nicht nur, dass ich mir die ganzen Funktionen unmöglich merken kann - ich brauche sie meist auch gar nicht. Und bis ich alle gelernt habe, ist die Garantiezeit eh abgelaufen, und meist geht das Gerät dann ja pünktlich und zuverlässig kaputt. Das nächste kommt dann schon wieder mit ganz anderen Tasten und Funktionen usw.
Und meist sind es ja viel zu viele Funktionen, die so ein Gerät mitbringt. Frag mich mal, wie viele meiner tausend Waschmaschinen-Programme ich nutze. Genau, eines. Und wenn die Maschine mal nicht richtig geschleudert hat, das Schleuderprogramm. Alle anderen Programme hätte der Hersteller getrost weglassen können.
Zum Anderen ist es meine Erfahrung. Was so alles schief gehen kann mit Technik, wenn man sie nicht beherrscht. Da schaltet der Fernseher mitten in der Aufnahme um oder die Wäsche ist nach dem Waschen nicht weiß, sondern rosa. Aber noch schlimmer ist ja die Angst, was kaputt zu machen. Irgendwo irgendwas falsch reingesteckt oder falsch gedrückt, und schon ist das ganze teure Gerät dahin, ein Fall für den Schrottplatz. Und das ist egal, ob du z. B. beim Rechner das falsche Programm installierst (und hinterher geht gar nichts mehr) oder auf dem Handy die falsche App, oder ob du beim Auto den falschen Zapfhahn zückst. Kein technisches Gerät scheint vor solchen teuren "Bedienfehlern" gefeit.
Oder man macht sich völlig zum Appel. So wie ich letztens bei Facebook. Ich habe damit massive Berührungsängste, überhaupt mit den Sozialen Medien, aber besonders mit Facebook. Ja, jetzt machst du große Augen, oder? Genau das meinte ich in der Einleitung. Ich arbeite daran. Aber weiter - ich war da in einer Gruppe, die wunderschöne Bilder gepostet hat. Malereien. Und dann dachte ich, lauter talentierte Menschen, davon kann uns sicher einer das Maskottchen für RobinGrips zeichnen. Ich postete eine Anfrage in die Gruppe (frag mich nicht, den Senden-Button musste einer aus meinem Team drücken, der zufällig gerade vorbei kam). Und dann schloss ich schnell meinen PC und fuhr erstmal eine Woche in den Urlaub.
Nach meinem Urlaub war ich etwas enttäuscht, weil ich keine Antwort erhalten hatte, aber irgendwie auch froh, weil dann ja offensichtlich keiner meinen Post gesehen hatte. Gottseidank. Nach ein paar Tagen wurmte mich das aber schon irgendwie. Ich wollte nochmal schauen, ob ich nur keine Benachrichtigung erhalten hatte. Und fand die Gruppe nicht mehr! Hatten sie mich etwa rausgeworfen? Mein absoluter Horror - aus der Gruppe ausgestoßen zu werden - schien Realität zu werden. Waaa. Facebook war für mich gestorben!
Und dann war das aber doch der Anstoß für ein friedliches Miteinander mit der sozialen Plattform. Denn ich fragte herum, ob das schon mal jemandem passiert ist, erntete Mitgefühl und Hilfsangebote - und später stellte sich heraus, dass die Gruppe einfach nur umbenannt worden war. Peinlich. Aber irgendwie auch befreiend, denn ich lebe noch, trotz dieses Vorfalls!
Das Thema Hilfe ist ja bei Technik ein ganz wichtiges. Wenn man Angst hat, was zu verstellen, was dann nicht mehr rückgängig geht (Challenge: Stell mal auf deinem Fernseher als Sprache "Japanisch" ein, geh aus dem Menü raus und versuche dann, es wieder zurückzustellen. Viel Erfolg. Nein, ich kann dir da leider nicht helfen.) - oder was kaputt zu machen, ist es gut, einen Ansprechpartner zu haben, der zuverlässig und kompetent ist. Und freundlich.
Vor meinem Studium habe ich zweieinhalb Jahre im Support für eine Software gearbeitet. Eine Software für landwirtschaftliche Betriebe. Meine Kunden waren Bauern, und oft schon froh, wenn sie wussten, wie der Rechner angeht. Ich war damals Anfang 20, also noch sehr jung, und entsprechend unvoreingenommen, was Technik angeht. Ich habe gelernt, wie schwierig es werden kann, wenn Buttons plötzlich nach einem Update ihren Platz wechseln oder nicht tun, was man erwartet, oder wenn zwischen Windows und der Software Verständigungsprobleme auftreten, so dass der Drucker immer falsch herum druckt.
Die meisten Menschen suchen den Fehler dann immer erstmal bei sich selbst. Das macht es doppelt schwer, beim Support anzurufen, und wenn man dann dort auch noch "abgefertigt" wird, wie ich es selbst als Kundin schon oft erlebt habe, macht das die Sache nicht besser.
Es gibt ja auch tatsächlich zahlreiche Witze von Support-Mitarbeitern (es sollen schon welche berühmt geworden sein mit ihren Geschichten), z. B. Support-Mitarbeiter: "Was steht auf Ihrem Bildschirm?" - DAU (dümmster anzunehmender User): "Eine Vase" - Naja, ich gebe zu, der Witz ist schon sehr alt, damals konnten Vasen wirklich noch auf Bildschirmen stehen :)
Apropros - Support. Kennst du den Begriff "Osterei" (oder auch "Easter Egg") in Verbindung mit Software? Das sind kleine versteckte Funktionen, die Programmierer in Software einbauen, wenn sie Langeweile haben. Als ich noch im Support gearbeitet habe, habe ich mir das so erklärt: Nützliche Dinge programmieren ist relativ langweilig. Da kann die Motivation schon mal am A... sein. Um sich wieder aufzubauen, baut man heimlich was in die Software ein, was sich nur bei bestimmten Tastenkombinationen oder zu bestimmten Uhrzeiten oder bei Vollmond zeigt. Was also relativ zufällig und unerwartet erscheint. Und freut sich. Schon ist man wieder motiviert.
Man stellt sich das Gesicht des Benutzers vor, wenn plötzlich ein Schaf auf dem Bildschirm erscheint oder ganz andere Buchstaben getippt werden als man in die Tastatur eingibt.
Heute weiß ich, nicht immer sind Ostereier mit bösem Humor gesegnet. Mittlerweile sind sie auch für Benutzer meist eher lustig. Naja, je nachdem, wo das persönliche Humorlevel gerade ist und wie lange man sich schon mit einer Software herumärgert ... Wenn du Lust hast, gib doch einfach mal bei Google "do a barrel roll" ein und schau, was passiert. Oder wenn du den Firefox benutzt, gib mal "about:robots" oben in die Adresszeile ein.
Letztlich ist Technik immer von Menschen gemacht. Wenn die Technik schlecht ist, schwer bedienbar usw., dann liegt das nie an der Technik, sondern immer an den Menschen dahinter. Ich habe heute immer mehr den Eindruck, dass viele technische Geräte und auch Software unter Zeitdruck entstehen, weil man einfach schneller sein will als die Konkurrenz. Und die Liebe zum Detail und das Gehirnschmalz, das es braucht, um jemanden, der nicht in der Materie steht, gut zu führen, selbst wenn man nicht persönlich daneben steht, haben da einfach keinen Platz. Dafür ist keine Zeit. Denn schon muss das nächste Feature her, die Konkurrenz schläft nicht!
Gute Technik braucht Zeit. Wir merken das bei RobinGrips®. Zuerst ist da die Idee. Die wird dann schnell umgesetzt, so dass es funktioniert. Aber anschließend müssen Zeit und viel Liebe sein, um es leichter und einfacher zu machen, um es auch in gewisser Weise robust zu machen, so dass nichts kaputt gehen kann. Was Menschen hier oft als Website-System oder auch als Website zugemutet wird, ist echt traurig. Auch nach so vielen Jahren, die es Website-Systeme (CMS) schon gibt. Auch mobile Websites sind ja schon lange nichts Neues oder Besonderes mehr, und dennoch sind sie oft nur schwer bis überhaupt nicht bedienbar.
Aus meinen Erfahrungen im Support weiß ich, wie wichtig es ist, dass Software nicht nur nützlich, sondern zuverlässig und einfach - eben auch intuitiv - bedienbar ist. Wir verbringen doch schon genug Zeit mit Technik - da soll diese Zeit optimal genutzt werden, dass die Technik uns nützlich ist, nicht dass wir die Technik verstehen. Das ist auch unser Hauptaugenmerk bei RobinGrips®. Wir wissen, dass alles immer noch einfacher geht, doch oft wird man ja im Laufe der Zeit betriebsblind, man selbst weiß ja, wo jeder Button ist und wofür er da ist. Schau dich mal um bei Facebook, wie viele Buttons und Einstellungen und Tabs und überhaupt es gibt! Aus meiner Sicht ist es da Zeit für einen gewaltigen Usability-Relaunch (also Neustart, aber mit besserer Benutzbarkeit), aber ist ja egal, wer sich auskennt, kennt sich aus, und wer nicht, der probiert eben rum (ich fände es toll, wenn es eine "Ausprobierfläche" für Facebook geben würde, wo ich einfach alles rumprobieren kann und nichts passiert).
Lange Rede, kurz zusammengefasst. Technik an sich ist was Gutes, wenn sie tut, was sie soll, und wenn die Menschen, die dahinter stehen, sich genug Gedanken machen, gut zuhören und Liebe reinstecken. Denn dann kann sie das Leben wirklich leichter und einfacher machen statt schwerer und komplexer.
Für uns (dich und mich) gilt - es ist wie mit allem. Wenn wir ihr ausweichen, wird es schlimmer. Wenn wir uns dagegen darauf einlassen, können wir nur lernen. Entweder, wie es geht, oder dass es auch ohne geht :) Siehe mit mir und Facebook. Seit meinem Vorfall habe ich meine Berührungsängste verloren und schreibe Kommentare als wenn ich nie was anderes gemacht hätte.
Übrigens piepst es gerade aus meiner Küche. Dieses Piepsen meldet sich immer wieder mal, so alle paar Wochen ein kurzer Pieps. Die Küche haben wir seit über 10 Jahren. Ich habe bisher weder herausgefunden, wer da piepst noch was er mir damit sagen soll. Das ist dann wohl ein typisches Osterei.
Kategorien: Entspannt erfolgreich | Schlagworte: Benutzerfreundlichkeit, Social Media
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