Durststrecke? Erkenne das Geschenk dahinter.
20.11.2019
Kein Herzfeuer ohne Asche. Das ist das Thema der Blogparade von Vera Bartholomay, an der ich mich freudig beteilige. Oh, wie viel ich dazu zu erzählen habe!
Denn nein, nur weil Leidenschaft und Herz drin stecken, geht nicht alles immer von alleine und leicht. Business ist ein Wachstumsprozess (so wie das Leben auch), und Wachstum ist eben manchmal mit Schmerzen verbunden. Damit, Altes loszulassen, damit, sich nach Neuem zu strecken, und mit Mut. Und natürlich auch mit Angst.
Was von außen manchmal so leicht aussieht, vor allem in den Social Media, ist immer nur ein Ausschnitt. Ein klitzekleiner Momente-Einblick, in dem alles weggelassen wird, was komplex ist, was tiefer geht, was vielleicht noch immer schief sitzt oder nicht so läuft.
Ich möchte dir heute von Durststrecken erzählen. Die Strecken, in denen sich scheinbar nichts bewegt. In denen die ganze Welt unser Angebot nicht zu brauchen scheint. Vielleicht kennst du solche Phasen, und vielleicht steckst du gerade in einer. Sei dir sicher, du bist nicht alleine.
Ich habe gleich mehrere erlebt. Und ich habe herausgefunden, dass sie immer für etwas gut sind. Und dass sie schneller vorbei gehen, wenn wir ihren Wert erkennen und nutzen.
Als ich mich selbstständig gemacht habe, war es ein bißchen wie nach dem Abi. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun will.
Ich wusste, dass ich mich selbstständig machen wollte - bzw. dass ich keine andere Wahl hatte, mit meiner kleinen Tochter. Alle relevanten Jobs waren mit Überstunden und Reisetätigkeit verbunden. An der Hochschule, an der ich studiert hatte, wurde ein bezahltes Gründerstipendium angeboten. Ich wollte schon immer mein eigener Chef sein. Meine Zeit frei einzuteilen, das klang nach traumhafter Work-Family-Balance, und so war der Entschluss zur Gründung ein absoluter No-Brainer für mich.
Allerdings hatte ich eben keinen Plan, was mein Angebot sein sollte. Webdesigner gab es doch schon so viele! Zu der Zeit suchten mein Mann und ich händeringend einen Babysitter, und da hatte mein Mann die Idee, ich solle eine Kinderbetreuungsagentur gründen.
Damit begann meine erste Durststrecke.
Niemand schien meinen Service zu brauchen. Ich hatte in ca. 18 Monaten ein einziges Gespräch mit einer Dame, die eine Leih-Omi suchte, aber die Vermittlung kam nicht zustande, weil ich keine Omi hatte, die zu ihr passte. Mein einziges Geld verdiente ich damit, dass ich für angehende Babysitter einen Erste-Hilfe-Kurs organisierte und auf die Gebühr einen kleinen Aufschlag kalkulierte. Ich kam mir vor wie eine Betrügerin und verdiente ganze 15 Euro.
Ich fühlte mich erfolglos, dumm, nutzlos und klein.
Um meine Zeit nicht völlig zu vertrödeln, nahm ich Aufträge für die Programmierung von Websites an. Die ersten waren eher Zufalls-Aufträge von alten Bekannten, doch nach und nach bemühte ich mich selbst um neue Aufträge. Erfolgreich.
Nach 18 Monaten fasste ich einen Entschluss, hängte die Kinderbetreuungsagentur an den Nagel, verbrannte alle Flyer und Visitenkarten (bis auf ein paar Erinnerungsstücke) und firmierte um in "Die WEB-Architektin". Von da an ging es bergauf. Ich machte mir einen Namen, bekam Aufträge und hatte ein gutes Auskommen.
Meine zweite Durststrecke kam ein paar Jahre später. Drei Monate lang war es wie verhext. Keine Anfragen, kaum Aufträge. Ein paar kleinere Dinge sorgten dafür, dass ich nicht in die roten Zahlen geriet, aber langfristig konnte ich das so vergessen!
Ich versuchte, nicht in Panik zu geraten, und nutzte die Zeit, um meine Angebote auszufeilen, mein Website-System zu verbessern und mich weiterzubilden. Rückblickend war das nicht nur das Beste, was ich tun konnte. Ich glaube sogar, dass die Durststrecke genau dafür gedacht war! Ich hatte vorher ein absolutes Chaos in meinen Angeboten, hatte irgendwie alles an Aufträgen angenommen, was an mich herangetragen wurde. Jetzt hatte ich das zum allerersten Mal nach meinem Neustart alles herausgeholt und kritisch angesehen. Ich hatte einiges gestrichen, was ich nicht mehr machen wollte. Und anderes, was ich machen wollte, poliert.
Und als ich damit fertig war, zogen wie von Zauberhand die Aufträge wieder an.
Leider weiß man nicht, wie lange eine Durststrecke andauern wird. Wenn man drin steckt, fühlt es sich oft an, als würde sie für immer andauern. Aber das ist nicht der Fall. Lass dich davon nicht irre machen.
Ich spürte damals intuitiv, dass meine auftraglose Zeit für etwas gut sein musste. Ich nutzte sie, so gut es ging. Ich glaube, dass das die Durststrecke verkürzen kann. Und ich glaube, dass uns das Leben nur vor Aufgaben stellt, die wir auch bewältigen können.
Die dritte Durststrecke ist bei mir ganz frisch. Anfang des Jahres ist mir ein großer Kunde weggebrochen, und finanziell bedeutete das einen massiven Einbruch. Bedrohlich, denn es sind ja inzwischen enorme Fixkosten zu tragen. Beängstigend. Ich kenne es genau, dieses Gefühl, alles falsch gemacht zu haben, vor dem absoluten Aus zu stehen, nicht zu wissen, wie es weitergehen soll.
Doch all diese Gefühle entstehen nur aus unseren Gedanken. Sie sind nicht wahr. Wenn ich genau hinschaue, sehe ich das.
Dann sehe ich: Alles, was passiert ist, ergibt Sinn. Es war notwendig, damit ich weiter wachsen kann. Damit ich mich traue, neue Wege zu gehen. Damit der Freiraum dafür da ist. Der Kunde hatte schon lange nicht mehr gepasst. Die finanziellen Reserven der letzten Jahre haben dafür gesorgt, dass es auch längst nicht so gefährlich für uns wurde, wie es mir vorkam.
All die Gefahr, die ich fühlte, war nur von meinen Gedanken-Gespenstern erzeugt.
Wenn wir in Durststrecken stecken, erscheinen sie uns riesig, dunkel, und beinahe unüberwindbar. Das ist logisch, weil wir die Kontrolle verlieren (die wir ohnehin nicht haben). Wir glauben, dass wir nie wieder herausfinden werden. Dann neigen wir dazu, alles schwarz zu malen, und glauben, alles falsch gemacht zu haben. Doch all das sind nur Gedanken, die uns lähmen und uns klein fühlen lassen. Sie helfen kein bißchen weiter.
Was hier hilft, ist ein neuer Blick. Welche Chancen ergeben sich aus der Durststrecke? Was kann dadurch Neues entstehen? Wofür ist endlich mal wieder Zeit?
Wo bist du vielleicht gerade auf dem falschen Weg? Was gehört nicht mehr zu dir und darf losgelassen werden? Wo machst du dir zu viel Druck? Und: Ist die Durststrecke tatsächlich eine, oder ist sie nur eine wohlverdiente Pause?
Wozu ist sie gut?
Vielleicht fallen dir nicht gleich Antworten ein. Lass die Frage im Raum stehen. Sie mag zu groß sein für deinen Verstand, doch wenn du dich in Geduld übst, wird sich vielleicht etwas melden, das die Antwort kennt: Deine innere Weisheit.
Sie führt dich durch den Nebel, wenn du sie lässt. Sie lichtet ihn für dich, Schritt für Schritt. Sie sendet dir die richtigen Menschen und Chancen, genau im richtigen Moment. Alles, was es braucht, ist Vertrauen.
Im Nachhinein sehe ich natürlich, dass die Kinderbetreuungsagentur keine gute Idee war. Sie war nicht das, was ich wollte. Sie war nichtmal das, was ich konnte. Nur eine angenommene Marktlücke. Ich wäre langfristig mit ihr nicht glücklich geworden.
Die Durststrecke war gut für mich, um genau das zu erkennen.
Oft neigen wir in solchen Situationen zu blindem Aktionismus. Wir glauben, wenn wir nur noch mehr tun ...
Doch das Gegenteil ist der Fall. Ja, es ist wichtig, in Bewegung zu bleiben, nicht stehen zu bleiben, der Lähmung zu widerstehen. Aber genauso wichtig ist es, zu atmen, auf sich selbst zu achten, sich Ruhe zu gönnen, still zu werden. In uns hineinzufühlen, wovor wir uns fürchten und was wir wirklich wollen.
Tu, was dir gut tut. Damit du wieder in deine Kraft kommst.
Ich glaube, dass Durststrecken - wie jede Krise - genau das bewirken sollen: Dass wir uns mit uns selbst befassen. Wieder zu uns selbst finden. Dass wir unseren Blick vom Außen abwenden und uns unserem Innen zuwenden.
Sie wollen uns darauf hinweisen, dass unser Weg eine Korrektur braucht, und sie wollen uns den Raum geben, diese Korrektur in Ruhe vorzunehmen.
Nutze dieses Geschenk. Nimm den Druck raus, so gut es geht. Und bleibe im Vertrauen. Deine innere Weisheit ist immer an deiner Seite.
💖 Bettina
Kategorien: Entspannt erfolgreich | Schlagworte: deinen Weg finden, Erfolgsrezepte, Intuition + Bauchgefühl
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