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Sie werden dich nicht vernichten (zeig dich, wie du bist)

16.11.2019

Oh, was für ein dramatischer Titel laughing. Eigentlich mag ich solche negativ besetzten Worte gar nicht gerne. Aber heute muss ich das einfach mal tun.

Genau so hat es sich nämlich angefühlt, an jenem Tag im Sommer. Als würden sie mich vernichten (können). Sobald ich mich wirklich zeige.

Ich glaube, jeder kennt diese Angst. Wir nehmen sie nur oft gar nicht bewusst wahr. Schauen sie nicht an, sondern schauen sofort weg, wenn sie kommt. Erfinden Ausreden, fallen in Aktionismus, verwerfen Ideen. Nur um sie nicht spüren zu müssen.

Okay, ich fang mal von vorne an.

Meine Angst, vernichtet zu werden

Ich habe einen Beitrag bei Facebook verfasst, mit dem ich mich sehr persönlich gezeigt habe. Ich habe Gedanken ausgesprochen, die ich bisher zwar in meinem nahen Umfeld, niemals aber auf solch einer öffentlichen Plattform geteilt hätte.

Das habe ich nicht aus narzisstischen Gründen getan, sondern weil ich mir Feedback wünschte, in einem Gedankenkarussell, das mich und mein Business gerade bewegte. Ich brauchte Meinungen, Reaktionen - oder eben auch die banale Tatsache, dass es keine Reaktionen gibt, dass mein Thema nicht die Bohne interessiert. Denn manchmal schmoren wir so in unserem eigenen Saft, sind so in unseren eigenen Gedanken und Ansichten gefangen, dass wir Tatsachen schlichtweg übersehen.

Da es um mein Business ging, und da ich mir wirklich objektives Feedback wünschte, kam ich an Facebook nicht vorbei. In meinem direkten Umfeld gibt es niemanden, der sich mit Businesses wirklich auskennt, und all jene zu fragen, die mir wohlgesonnen sind, erschien mir sinnlos: Sie wären eh auf meiner Seite. Würden mir die Dinge sagen, von denen sie glaubten, dass ich sie hören wollte. Ich aber wollte die schonungslose Wahrheit.

Es ging um mein Herzensprojekt, an dem ich schon lange dran war, für das ich noch große Pläne hatte, aber das sich so gar nicht im Markt zu behaupten schien. Wochenlang hatte ich schon überlegt, ob es sich noch lohne, hier weiter Zeit und Geld zu investieren, oder ob es sinnvoller wäre, kleinere Brötchen zu backen und auf andere Pferde zu setzen.

Es ging um eine Entscheidung, von der mein ganzer weiterer Weg abhängen konnte. An der mein Herz hing. Von der ich mir nicht sicher war, ob ich sie wirklich treffen wollte.

Und natürlich ging es auch darum, mich sichtbar zu machen. Nicht einfach nur mein Gesicht zu zeigen, sondern meine wahren Gedanken und Gefühle. Meine Ängste, meine Sorgen, meine Verletzlichkeit.

Meine Angst vor Vernichtung bezog sich also gleich auf zwei meiner Achillesfersen: Mich selbst - mit all meinen Ängsten und meiner Fehlbarkeit - und meinem Herzensprojekt.

Aber das sind nur Gedanken. Eine Illusion.

Schon seit einiger Zeit übe ich, meine Gedanken zu beobachten und nicht mehr zu glauben. Das verschafft mir eine gewisse Distanz zu meinem Denken, aber auch ein wachsendes Bewusstsein dafür, WAS ich überhaupt so alles denke, den lieben langen Tag.

Und so bemerkte ich ihn, den Gedanken, der sofort nach Absenden meines Beitrags in mir aufstieg: Sie werden mich vernichten. Mein Business wird den Bach runtergehen. Jetzt wissen die Leute, was ich wirklich denke und fühle, dass ich unsicher bin und nicht so tough, wie ich immer tue. Und sie werden nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.

Vielleicht kennst du solche Gedanken auch.

Ich beschäftige mich übrigens nie damit, wo diese Gedanken herkommen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es völlig sinnlos ist, ihre Ursache in unserer Kindheit zu suchen, nicht nur, weil wir sie ohnehin nicht mehr ändern können und unseren Fokus auf die falschen Dinge lenken. Sondern weil die meisten Gedanken dort einfach nicht ihren Ursprung haben. Sie sind viel, viel älter.

Die Angst, vernichtet zu werden, weil du etwas äußerst, was nicht ganz Mainstream ist, ist kollektives Gedankengut und stammt noch aus dem Mittelalter (und länger zurück), wo wir tatsächlich Gefahr liefen, durch unbedachtes Teilen unserer Ansichten vernichtet zu werden.

Heute ist das eine Illusion. Ein alter Gedanke, der einfach nicht wahr ist.

Erstens - das Internet ist kurzlebig und hat eine sehr geringe Aufmerksamkeitsspanne. Kaum jemand nimmt dich dort so richtig wahr. Oder wie mein Coach sagte: Es wäre schön, wenn wir so sichtbar wären, wie viele oft befürchten. Wir tauchen kurz auf dem Radar anderer Menschen auf, und gehen dann wieder in der Masse unter.

Wenn wir dabei ein bißchen im Hinterkopf desjenigen bleiben, dann ist das schon ein Gewinn! Das gilt sogar auch dann, wenn derjenige Groll uns gegenüber hegt. Auch dann sind wir aufgefallen, auch dann hat man uns ein bißchen mehr wahrgenommen, wir haben Emotionen ausgelöst. Wir sind sichtbar geworden.

Zweitens - du wirst nicht verachtet, wenn du dich verletzlich zeigst. Ja, vielleicht bekommst du ein unschönes Feedback, das weh tut. Dieses Risiko besteht immer, und es tut mehr weh, je mehr wir unsere verletzliche Seite zeigen. Doch jedes Feedback hat immer weniger mit dir zu tun, als mit der Person, von der es kommt. Und für viele andere wirst du menschlicher, wenn du auch deine schwachen Seiten zeigst.

Natürlich musst du es nicht übertreiben, aber wir Menschen wissen alle instinktiv, dass jeder von uns auch mal schlechte Zeiten, Unsicherheiten und nicht so gute Gefühle erlebt. Und es tut uns gut, wenn andere genau das mit uns teilen. Dann fühlen wir uns nicht so alleine.

Dein Business wird es überleben

Egal, was passiert. Ob du eine kontroverse Diskussion auslöst, oder gänzlich ignoriert wirst - dein Business wird es überleben. Oder wenn dein Business untergeht, dann nicht deswegen.

Mir hilft es, wenn ich mich darauf konzentriere, was Gutes passieren kann. Was wäre, wenn das Beste passiert, was dadurch passieren kann. Denn wir sind ohnehin automatisch immer darauf fokussiert, was alles Schlimmes passieren kann - und mindestens 90% davon entspringen unserer Fantasie.

Wir werden nichts riskieren, wenn wir auf das Schlimme schauen (das eh nur ausgedacht und oft genug völlig unrealistisch ist), und wenn wir nichts riskieren, werden wir auch nichts gewinnen. Den Spruch kennst du ja.

Was mir außerdem hilft: Es in Relation setzen zur Zeit. In vier Wochen wird es keine Rolle mehr spielen. Oder in einem Jahr. Spätestens in 100 Jahren wird kein Hahn mehr danach krähen. Und wenn doch, tja, ich würde sagen - dann hast du es geschafft. Dann hast du dir einen Namen gemacht. Dann hast du Spuren hinterlassen.

Auch Vertrauen in das Leben hilft. Zu wissen, dass dir nichts passieren kann, oder dass alles, was geschieht, zu deinem Besten ist, hilft enorm weiter. Wären wirklich nur negative Kommentare gekommen, hätte mich das vor einer riesigen Fehlentscheidung bewahrt.

Deshalb: Zeig dich. So wie du bist. Mit allen Facetten. Glaub mir, egal, wie beängstigend es sich anfühlt, dir kann nichts passieren. Sie werden dich nicht vernichten. Das können sie gar nicht.

Kategorien: Mentale Gesundheit | Schlagworte: Angst, Glaubenssätze, mutig sein, Social Media, zeig dich

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