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Warum Design? Geht's nicht auch ohne ...?

28.09.2011

Bei meiner täglichen Arbeit beobachte ich oft, dass bei der Umsetzung von Websites hauptsächlich auf Funktion und weniger auf Design geachtet wird. Es ist wohl ein recht allgemeines Phänomen, dass vielen Unternehmen noch nicht ganz klar ist, warum es sich lohnt, in eine Website zu investieren - wenn es richtig gemacht wird. Der Verzicht auf ein professionelles Design ist dabei offenbar die naheliegendste Möglichkeit, das knappe Budget beisammen zu halten. Schließlich gibt es fertige Themes für die meisten Webapplikationen, die sich schnell und preiswert nutzen lassen.

Obwohl ich keine Designerin bin, möchte ich ein paar Worte darüber schreiben, warum ein Design eben doch wichtig ist.

Was ist das überhaupt - Design?

Entgegen weit verbreiteter Annahme ist Design nicht nur, etwas gut aussehen zu lassen. Dem gestalterischen Design geht zunächst einmal das konzeptionelle Design voraus.

Letzteres ist grundlegend - dabei werden nämlich Ziele, Strukturierung, Benutzerführung der entstehenden Website festgelegt. Welche Funktionen soll die Website bieten, von wo nach wo soll der Besucher sich durch die Website hangeln können? Soll es eine Suchfunktion geben? Ein Aufklapp-Menü? Eine Bildergalerie? Ist die ausgewählte Technik für die anvisierte Zielgruppe geeignet?

Erst wenn diese Festlegungen getroffen wurden, können die einzelnen Elemente gestalterisch auf der Website platziert und zu einem runden Gesamtbild zusammengestellt werden. Durch die Gestaltung soll die Benutzerführung der Website optimal unterstützt werden. Dazu gehört zum Beispiel, dass anhand des Designs eindeutig die Hierarchie verschiedener Menüs erkennbar wird.

Gutes Design hält sich im Hintergrund, es wirkt eher auf der unbewussten Ebene - der Besucher soll sich wohlfühlen, sich gut aufgehoben fühlen, ohne dass das Design sich in den Vordergrund spielt. Denn im Vordergrund stehen ja nach wie vor die Inhalte.

Und wozu soll das gut sein?

Wie schon erwähnt unterstützt ein gutes Design die Ziele und die Aussagen einer Website. Von der Professionalität des Designs schließt der Besucher auf die Professionalität des Unternehmens. Und ich kann es nicht oft genug sagen: Auf einer gut gestalteten Website fühlt ein Besucher sich wert geschätzt, er war es "wert", den Aufwand für ein gutes Design auf sich zu nehmen. Ein ansprechendes Design erhöht auch das Vertrauen in das Unternehmen.

Das Problem ist ganz einfach: Ein gutes Design erkennt so ziemlich jeder intuitiv, nur leider kann nicht jeder eines entwerfen. Und beim eigenen Design sieht man oft den Wald vor lauter Bäumen nicht, ist zu voreingenommen, es fehlt die Distanz, um das Design objektiv bewerten zu können. Warum anders gestalten, der Website-Betreiber findet sich doch hervorragend auf der Website zurecht!

Manchmal wird sogar etwas ganz Elementares vergessen: Ein Web-Design soll sich immer an das Corporate Design, also an das Auftreten des Unternehmens, anpassen, damit lässt sich nicht nur ein Wiedererkennungseffekt, eine Marke, bilden, sondern es kann auch eine Differenzierung, eine Abgrenzung vom Wettbewerb erreicht werden. Und zum Corporate Design gehören nicht nur Farben und Schriften! Deshalb ist alleine gutes Aussehen nicht immer gleichzeitig auch gutes Design. So manches, was gut aussieht, passt absolut nicht zur Philosophie, zur Zielgruppe, zum sonstigen Auftreten des Unternehmens. Ein wichtiges Argument, keine Lösung von der Stange zu wählen.

Gutes Design ist auch besonders wichtig für Online-Shops. Diese haben oft Suchmaschinen-Optimierung, Zahlungsarten, Produktangebote im Fokus und verlieren die Gestaltung dabei manchmal aus dem Blick. Doch letztlich wirkt das Design eines Shops besonders vertrauenerweckend oder -erschütternd auf die Kunden und ist somit auch elementar für den Erfolg des Shops. Dabei gibt es nicht das ideale Design, sondern es muss immer ausgerichtet sein auf die Produktpalette und auf die Zielkunden.

Übrigens wird gemunkelt, dass in den neuen Google-Algorithmus (Stichwort Panda) auch gestalterische Faktoren einfließen.

Wieviel Design soll es denn sein?

Design lässt sich natürlich auch häppchenweise kaufen. Mit ein paar kleinen Änderungen kann auf jeder Website ein einigermaßen rundes Bild entstehen. Mit einem tiefen Design, das bis in die hintersten Ecken denkt, hat das zwar nichts zu tun, ist aber schonmal besser als alleiniges Self-Doing, oder der vollständige Einsatz freier Themes, die auf unzähligen weiteren Websites eingesetzt werden. Aus gestalterischer Sicht kann ich jedem nur empfehlen, für alle grafischen Fragen auf der Website zumindest einen Designer zu Rate zu ziehen. Das betrifft nicht nur die Erst-Gestaltung, sondern eben auch die Fortfolge, wenn Bilder ausgetauscht, Werbebanner eingesetzt oder (uh!) neue Schriftarten ausprobiert werden. Ein Grafiker, der im Hintergrund seine Fäden zieht und zu der einen oder anderen Idee seinen Senf dazugibt, kann dafür sorgen, dass eine anfänglich gut gestaltete Website nicht mit der Zeit auseinanderfällt.

Andersherum kann es geschehen, dass Projekte aus Designaspekten unrund online gehen, weil der Grafikdesigner mit dem Entwurf des Layouts seine Arbeit für abgeschlossen hält und der Kunde während der Umsetzung (während derer Produktbilder, Banner, Texte mit Bildern entstehen) auf sich allein gestellt war.

Für einen kleinen Betrag lassen sich Designs auch auf Designportalen erstellen. Dort werden Projekte ausgeschrieben und die Designer entwerfen dazu ihre Layoutvorschläge. Was am Ende am besten gefällt, erhält den Zuschlag. Aus meiner Sicht werden bei dieser neumodischen Form des Gestalten-Lassens einige Dinge außer Acht gelassen, die schwer wiegen können:

  1. Die Designer kennen die Projekte häufig nicht gut genug, um sich damit intensiv auseinandersetzen zu können. Sie haben auch gar keine Zeit dazu, denn wenn sie nur für 1 von 10 Projekten den Zuschlag erhalten (und den dann auch noch für einen relativ geringen Betrag), müssen sie ja irgendwo sparen, um noch gewinnbringend arbeiten zu können.
  2. Aus demselben Grund verwenden die Designer oft selbst nur Templates, bei denen sie das Logo, ein paar Farben und Texte austauschen. Am Ende erhalten Sie doch nur ein Design von der Stange, das Sie vermutlich noch billiger hätten haben können.
  3. Das größte Problem kommt spätestens, wenn nachträglich noch Änderungen am Design vorzunehmen sind. Eine Website ist ein lebendes Projekt, niemals vollständig abgeschlossen. Somit kommen im Laufe eines Website-Lebens immer wieder Anforderungen und Wünsche, die vom Grafiker umgesetzt werden müssten - wenn er gut erreichbar wäre. Oft sitzt der aber in einem anderen Land, und neben der sprachlichen Barriere (nein, die Designer können nicht immer alle so gut Englisch) kommt die räumliche noch dazu. Besser beraten ist man da bei einem Designer, der zuverlässig und abrufbar (zeitnah) Leistungen für die Website erbringt, auch nach 2 Jahren, und auch nach 5 Jahren noch.

Und die Moral von der Geschicht

Sparen Sie nicht am falschen Ende. Gerade wenn Sie mit Ihrer Website ernsthaft Geld verdienen möchten, sollte Ihnen die Investition in eine professionelle Gestaltung leicht fallen. Ein gutes Design unterstützt die Benutzerfreundlichkeit einer Website, erhöht die Aufenthaltsdauer der Besucher und deren Vertrauen und verbessert so auch die Conversion Rate (Umsatz, Anfragen, Newsletter-Anmeldungen etc.).

Ein gutes Design ist nicht nur Gut-Aussehen, sondern bezieht Corporate Design, Philosophie, Zielgruppe des Unternehmens und Ziele der Website mit ein, und ist idealerweise nachhaltig, also auf die Zukunft der Website ausgerichtet. So können Sie sogar Geld sparen, wenn bei späterer Erweiterung der Website ein durchdachtes Design für eine schnelle und einfache Überarbeitung sorgt.

Kategorien: Pimp your Shop | Schlagworte: Benutzerfreundlichkeit, Branding + Positionierung, Layout, Lohnt sich das?

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Bettina Ramm

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