Produktsuche in Online-Shops (III) - Suchergebnisse verbessern
11.11.2014
Man möchte meinen, Suchen im Internet sei einfach. Vielen von uns ist sie in Fleisch und Blut übergegangen, manche verwenden sie täglich - die Suche in Suchmaschinen.
Und in Shops ist es ebenso einfach: Suchbegriff eingeben, Enter-Taste (oder Button klicken), Ergebnisse sichten.
Doch wie bei vielen Dingen steckt auch hier der Teufel im Detail. Daher lohnt sich ein zweiter Blick - nämlich ist die Suche tatsächlich in Ihrem Shop so einfach, und ein dritter - nämlich was macht Ihr Shop, wenn zur Suche keine Treffer in Ihrem Sortiment gefunden wurden?
Den (Be-)Sucher an die Hand nehmen
Ein gut sichtbarer, prominent platzierter Suchschlitz, möglichst im oberen Bereich der Seite, ist schon mal die halbe Miete. Das habe ich bisher noch nicht so deutlich thematisiert, es ist aber nicht weniger wichtig als die Suchlogik. Und dabei viel einfacher zu optimieren. Und es wird bei Weitem noch nicht überall richtig gemacht.
Achten Sie darauf, dass sich andere Eingabefelder, z. B. Login oder Newsletter-Anmeldung nicht in unmittelbarer Nähe befinden und zurückhaltender gestaltet sind. Verwechslungen sind echt ärgerlich.
Laden Sie Ihre Besucher ein, gezielt im Shop zu stöbern, indem Sie den Cursor beim Laden der Shop-Seite automatisch im Suchfeld platzieren.
Sehr hilfreich und bei Besuchern gern gesehen sind Echtzeit-Suchen im Hintergrund, die zu den eingegebenen Begriffen bereits beim Tippen die passenden Suchergebnisse in Kurzform anzeigen (Instant Search). Bei einer guten Umsetzung ist dies auch in Bezug auf Performance unbedenklich, selbst wenn der Shop ein besonders großen Sortiment oder/und viele Suchanfragen hat. Diese Funktion sehen Sie z. B. in den Shops von Konsumgut und MEDPlus.
Alternativ können Sie Ihren Besuchern auch eine Eingabehilfe in Form einer Autovervollständigung (Autocomplete, auch Suggest genannt) bieten, bei der Sie nicht nur passende Suchanfragen von anderen Besuchern als Vorschläge, sondern auch gleich die Anzahl der voraussichtlichen Suchergebnisse anzeigen können. So sieht der Besucher sofort, ob seine Suchanfrage überhaupt Treffer bietet und kann sie gegebenenfalls anpassen, bevor er die echte Ergebnisliste aufruft. Rechtschreibfehlern wird so ebenfalls teilweise vorgebeugt. Diese Funktion bietet z. B. otto.de.
Eingabefehler abfangen - Fehlertoleranz
Eine der häufigsten Ursachen, wenn nichts gefunden wurde, sind Tippfehler, Rechtschreibfehler oder die Verwendung einer anderen Schreibweise. Eine tolerante Suche, die ebensolche Fehler ignoriert und Produkte trotzdem findet, ist enorm wertvoll. Denn Tippfehler treten viel häufiger auf, als Sie vielleicht denken. Nicht weil wir alle Analphabeten sind, sondern weil immer mehr Fremdworte unsere Sprache anreichern. Hinzu kommen Fantasienamen für Artikel und Markennamen von Herstellern, die sich oft anders schreiben als sie gesprochen werden. Und denken Sie z. B. an meinen Norwegerpulli aus dem ersten Artikel - den könnte man auch getrost als Norweger-Pulli (mit Bindestrich) bezeichnen. Schon würde er mit einer normalen Suche, die 1:1 Vergleiche macht, nicht mehr gefunden werden. Eine fehlertolerante Suche gleicht solche unterschiedlichen Schreibweisen aus.
MySQL Datenbanken, die in 99% der Online-Shops zum Einsatz kommen, sind mit einer fehlertoleranten Suche überfordert (schon die Sortierung nach Relevanz ist beinahe nicht machbar). Hier müssen spezialisiertere Algorithmen zum Einsatz kommen. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht oder nur mit ungerechtfertigtem Aufwand machbar ist.
Für OXID sind in den letzten Monaten hervorragende Suchmodule entstanden, die genau diese Lücke schließen und diese Funktion mitbringen. Ich werde sie im Bonus-Artikel am Schluss dieser Serie vorstellen.
Synonyme + sinnverwandte Suche
Unsere Sprache ist sehr vielseitig. Für viele Dinge gibt es mehrere sinngleiche oder sinnverwandte Begriffe. Die Verwendung von Synonymen sorgt ebenfalls häufig dafür, dass nichts gefunden wird.
Sie können Synonyme als Suchbegriffe für Produkte hinterlegen. Das macht viel Arbeit. Zumal es immer wieder die gleichen Begriffe sind, die Sie für ähnliche Produkte hinterlegen müssten.
Wenn Sie z. B. einen Gartenversand betreiben und dort verschiedene Übertöpfe (unterschiedliche Farben, Größen, Materialien) anbieten, dann möchten Sie, dass diese auch gefunden werden, wenn jemand "Blumentopf" oder "Pflanzschale" eingibt. Sie müssten nun für jeden Ihrer Übertöpfe zusätzlich diese Suchbegriffe hinterlegen.
Oder Sie lassen die Suche so erweitern, dass sie Synonyme automatisch mit sucht. Hier kommt dann wieder die Sortierung nach Relevanz ins Spiel, denn Ergebnisse mit Synonym sind natürlich weniger relevant als solche, die das Suchwort tatsächlich enthalten. Streng genommen ist ja eine Pflanzschale etwas anderes als ein Übertopf - und es kann natürlich auch sein, dass ich ganz bewusst nach einer Pflanzschale gesucht habe.
Oft ist aber nicht die technische Umsetzung das Problem, sondern daran zu denken, dass es Synonyme gibt - und welche. Wenn Sie Handys verkaufen, kommen Sie vielleicht nicht im Traum darauf, dass jemand nach "Mobiltelefon" suchen könnte (vielleicht doch, dann gratuliere ich). Sehr hilfreich ist hier ein Such-Tracking, also das Mitschreiben von durchgeführten Suchen im Shop. Darauf aufbauend lassen sich dann oft überraschende Optimierungsansätze finden. Auf das Tracking gehe ich im 6. Teil dieser Serie noch genauer ein.
Wenn tatsächlich nichts gefunden wurde
Wenn trotz Fehlertoleranz und Suche nach Synonymen keine Ergebnisse gefunden wurden, sieht es für den Shop trotz aller Anstrengungen schlecht aus. Der Besucher ist dann bereits mit einem Bein aus dem Shop heraus.
Nun kann es natürlich sein, dass er sich in der virtuellen Ladentür geirrt hat und tatsächlich nicht zu Ihrer Zielgruppe gehört. Dann lassen Sie ihn leichten Herzens ziehen.
Doch es gibt natürlich auch noch andere Situationen, in denen Sie trotzdem einen echten Interessenten verlieren würden:
- Sie haben das gesuchte Produkt gerade nicht auf Lager.
- Sie haben nicht genau das Produkt, das er sucht, aber ein ähnliches, etwa von einem anderen Hersteller oder in einer anderen Ausführung.
- Sie erweitern in den nächsten zwei Monaten Ihr Sortiment und haben das Produkt in Kürze im Angebot.
Nehmen Sie Produkte, die Sie in Kürze wieder führen, nicht aus dem Katalog.
Arbeiten Sie mit Lagerbeständen, sorgen Sie notwendigerweise dafür, dass der Artikel nicht gekauft werden kann - aber belassen Sie ihn im Sortiment, so dass er weiterhin auch bei der Suche gefunden wird. Deaktivieren Sie ihn nicht - das ist auch wichtig für Google, damit die Produktseite im Suchmaschinenindex erhalten bleibt.
Idealerweise bieten Sie Ihren Kunden einen Informationsservice, wenn das Produkt wieder am Lager ist, oder eine Vorbestellfunktion.
Bieten Sie Ihren Kunden einen Vorschlag für Alternativen (ODER-Verknüpfung)
Sie haben also keinen blauen Norwegerpulli für mich. Dann haben Sie aber vielleicht einen blauen Kashmirpulli, oder einen roten Norwegerpulli. Bieten Sie mir diese Alternativen an, indem Sie meine Suchbegriffe mit einem ODER verknüpfen (siehe auch der vorhergehende Artikel dieser Serie).
Durchsuchen Sie im zweiten Durchlauf Kategorien + Text-Webseiten.
Wenn keine Produkte gefunden wurden, besteht noch eine geringe Chance, dass der Kunde gar nicht nach einem Produkt, sondern nach Informationen gesucht hat. Z. B. nach "Versandkosten". Es ist keine schlechte Idee, zumindest wenn gar keine Ergebnisse gefunden wurden, auch alle Kategorien und Text-Webseiten nach den Suchbegriffen zu durchforsten.
Nehmen Sie neue Produkte zeitig in Ihren Katalog auf.
Sie erweitern in den nächsten Monaten Ihr Sortiment? Nehmen Sie neue Produkte ruhig schon mal in Ihrem Online-Shop auf. Suchmaschinen können die Produktseiten dann schon in Ruhe indizieren. Und Kunden werden neugierig gemacht. Markieren Sie solche neuen Produkte aber deutlich und weisen Sie auf die langen Lieferzeiten hin, falls Sie die Bestellung dieser Artikel schon aktivieren möchten.
Kategorien: Umsatz ankurbeln | Schlagworte: Benutzerfreundlichkeit, Online-Shop, Produktsuche
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